Was brauche ich zum Leben?

Handy im Urlaub (c) nietjuh_pixabay_pfarrbriefservice
Datum:
Do. 25. Juli 2024
Von:
Pfr. Scherer

Vor einigen Jahren erschien ein Buch über die visuellen Menschen. Vorne auf dem Cover sah man einen Mann am Meer sitzen, der vor sich einen Fernseher hatte, der auch das Meer zeigte. Heute geht es aber vor allem um den Gebrauch des Handys. Und da stellt sich die Frage:  Was brauche ich zum Leben? Und: Wie abhängig bin ich inzwischen vom Handy? Viele Frauen und Männer sind heute oft verpflichtet, ihre Diensthandys auch in den Urlaub mitzunehmen.

Da kann es dann durchaus vorkommen, dass im Hotel oder am Strand das Handy klingelt und die Familie oder Freunde vielleicht folgendes Gespräch anhören müssen: Hallo! Ja? Seit zwei Tagen. Ist schön hier. Die Formulare sind in der untersten Schublade. Ja, steht drauf. Ja, danke, Tschüss. Die Formulare in der untersten Schublade hätte man finden können. Aber Arbeitgeber und Urlaubsvertretung verlassen sich manchmal darauf, dass die  Arbeitnehmer immer erreichbar sind. Im Notfall kann man ja anrufen. Und der Notfall ist dann öfters. Ist das noch Urlaub? Es beeinträchtigt dessen Qualität erheblich. Im Urlaub suchen wir oft Ruhe. Niemand kann an zwei Orten zugleich sein. Aber wir arbeiten daran. Mithilfe des Handys sind wir im Urlaub und auf der Arbeit. Und zu Hause auch. Überall da, wo Menschen sind, die uns anrufen. Überall gleichzeitig. Aber dann nirgends mehr richtig. Wie soll denn unter diesen Umständen Erholung funktionieren? Wie soll das gehen?

Nur Gott kann überall sein. Sein-Wollen-wie-Gott ist eine Allmachtsfantasie, die in der Bibel zu Recht als Sünde gilt. Zeigt sie uns doch: Hier überfordern wir uns. Ohne kann ich nicht mehr leben. Sollten wir das wirklich von einem Handy sagen? Oder eher von Menschen, die wir brauchen, weil wir sie lieben? Ferien- und Urlaubszeiten sind gut geeignet, um zum Wesentlichen zurückzufinden.   

Georg Scherer, Pr.i.R.