Wieviel ich auch nachdenke: Ich kenne keinen Ort auf der Welt, wo so offen über Schuld, Sünde, Versagen und Vergebung gesprochen wird, wie in der Kirche. Jede Eucharistiefeier beginnt mit dem Schuldbekenntnis und der Bitte um Vergebung. „Ich bekenne Gott dem Allmächtigen und allen Brüdern und Schwestern, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe .....“
Jeder Einzelne und die Kirche insgesamt weiß, dass man immer wieder der Umkehr bedarf, immer wieder auf die Barmherzigkeit des Vaters vertrauen kann.
Unser Weg mit Gott in der Gemeinschaft der Kirche beginnt mit der Taufe. Wer getauft wird, ist rein, alle Sünden sind ihm vergeben. Der neue Weg ist unbelastet; wirklich, ein ganz neuer Anfang hat stattgefunden. Der sünden-vergebende Charakter der Taufe wird natürlich bei einer Taufe von kleinen Kindern nicht sichtbar. Solch ein Kind kann noch nichts Unrechtes tun. Bei der Erwachsenentaufe sieht es anders aus. Das weiße Kleid - bei den frühen Christen ihr weißes Untergewand, die Alba, bringt diese Reinheit zum Ausdruck.
Heute heißt es: „...dieses weiße Kleid soll dir ein Zeichen dafür sein, dass du in der Taufe neu geschaffen worden bist und, wie die Schrift sagt, Christus angezogen hast. Bewahre diese Würde für das Ewige Leben.“
Die Heilige Messe kann an Stelle des Schuldbekenntnisses auch mit dem Taufgedächtnis beginnen.
Nun ist es seit der eigenen Taufe meist schon lange her und die menschliche Natur hat es scheinbar so an sich, dass sie es immer wieder schafft, zu sündigen. Jesus wusste um die Unzulänglichkeit des Menschen genau, sogar um die seiner engsten Freunde. Dem Heiligen Petrus wird sicher heute noch der Schrei des Hahns in den Ohren klingen - und uns noch ganz anderes.
Mit anderen Worten: Wir brauchen die Vergebung Gottes, um uns immer wieder neu und ohne Ballast in Jesu Nachfolge zu begeben. Im Sakrament der Buße (Beichte) wendet sich der Herr einem jeden, der umkehrt, zu und vergibt ihm seine Schuld. Damals dem Petrus und heute auch uns. Christus hat ihm die Sorge für die ganze Kirche anvertraut. Mt 16,19 „Ich will dir die Schlüssel des Himmelreiches geben; was du auf Erden binden wirst, das soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.“ Was auf Erden geschieht, hat eine Bedeutung für die Ewigkeit. Was also auf der Erde entschieden wird, bleibt auch im Himmel entschieden. Durch die Apostel, d.h. durch die Kirche, kommt die Heilsgeschichte zu uns. Im Evangelium des Heiligen Matthäus lese ich in diesem Zusammenhang die Worte Jesu: „..Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf“ Mt 10,40
Nun stellt man sich sicher die Frage: Bekomme ich denn nur Vergebung im Sakrament der Buße?
Nein, auch das Schuldbekenntnis hat sündenvergebenden Charakter.
Jede Heilige Messe hat sündenvergebenden Charakter. „.... dies ist mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird, zur Vergebung der Sünde...“
Aufrichtige Reue und das Gebet haben sicher auch sündenvergebenden Charakter. Und dennoch, dass Bußsakrament ist nicht unwichtig. Schon aus unserem menschlichen Erleben kennen wir Situationen, wo die Schwierigkeiten so groß sind, Gegebenheiten so verfahren scheinen, dass wir aus eigener Kraft nicht weiterkommen. Wir haben uns so weit entfernt, dass wir keinen Fuß mehr an Land bekommen. Sie können sich das Bild vorstellen: Mein Kahn will am Steg anlegen und ich möchte an Land, aber der Abstand zum Steg ist größer, als dass ich ihn auch mit dem sportlichsten Spagat überwinden könnte. Mir gelingt es auch nicht, den Abstand zu verringern. Dann bin ich dankbar, wenn ich jemandem die Leine zuwerfen kann, der mich heranzieht.
Dieser ist Christus selbst. Er lässt uns nicht in der Sünde untergehen. Des-halb hat er das Sakrament der Versöhnung der Kirche anvertraut.
Wer das Sakrament der Versöhnung (die Beichte) empfangen möchten, kann Kontakt zu den Priestern in der GdG aufnehmen. Die Kontaktdaten finden Sie auf der Seite des Pastoralteams.
Josef Wolff, Pfr.